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München/Gauting, 22.02. 2010 12:05

Speakers Corner - Meinungen ohne Sinn und Verstand

Kein schöner Land in dieser Zeit

Landauf, landab sorgen sich Land und Leute wegen zunehmender Amokläufe, bei denen Kleinbürger mit durchgebrannten Sicherungen sinnlos in der Gegend rumballern. Von geistigen Amokläufen hört man weniger. Dabei sind die Zeitungen voll davon. Nur laufen diese Nachrichten unter dem Rubrum „Politik“ (große oder kleine), „Kirchenfürsten“ (jeglicher Konfession) oder „Kultur“ (über, aber auch mit Vorliebe unter der Gürtellinie).

Es wird berichtet, dass es mal eine Zeit gab, in der weise Staatsmänner, begabt mit mächtiger Rhetorik und Weitsicht, die Geschicke ihrer Länder nach demokratischen Grundsätzen leiteten. Ihre Reden und Aktionen gingen in die Geschichtsbücher ein, ihre fast philosophischen Überzeugungen wurden zum leuchtenden Beispiel deklariert. Bevor jemand nervös wird: Das ganze trug sich vor circa zweitausend Jahren zu, in Griechenland, einem Land, das in den letzten Wochen wieder in den Schlagzeilen auftauchte, allerdings mit weniger schönen Geschehnissen.

Mag ja sein, dass alles was über die Väter (Mütter kamen erst später dazu) unserer diversen Demokratien gesagt wird, hübsch dekorierte und verbrämte Halbwahrheiten sind; immerhin scheinen sie sich bei ihren Reden und Regierungsgeschäften etwas gedacht zu haben, was man von den Führern unserer Chaosklubs nicht unbestraft behaupten darf. Es ist richtig, dass Politik im weitesten Sinne, immer schon eine recht raubeinige Seite hatte, die aber zumeist wenigstens durch rednerische Brillanz oder wohlformulierte Gedanken erträglich wurde. Dieser Tage scheint sich das Schielen auf die allmächtige Quote aus den berühmt-berüchtigten Nachmittagsserien unserer Krawallanstalten des Privatfernsehens als alleiniger Garant politischen Erfolgs in die Gehirnwindungen unserer viel geliebten Volksvertreter aller Couleur eingenistet zu haben. Mit geradezu analneurotischer Vehemenz scheinen diese Herren die Herrschaft des kleinsten gemeinsamen Nenners zu verfolgen. Interessanterweise finden sich keine Frauen unter diesen Brunnenvergiftern, was dem alten Spruch „Mulier taceat in ecclesia“ einen erfrischend neuen und angenehmen Anstrich gibt.

Da werden Vergleiche aus dem Tierreich peinlicherweise verfälscht, ganze Bevölkerungsschichten des Sozialbetrugs angeklagt, das Sexualverhalten der Allgemeinheit für die miesen Übergriffe sogenannter Vertrauenspersonen verantwortlich gemacht - kein Griff in die verbale Giftküche, kein Tapperer in wohlfeile Fettnapferln wird ausgelassen. Verlass ist dabei nur auf die Reaktion des pp Publikums. Kaum tönt beispielsweise ein Politiker, dass Arbeitslose gefälligst Schnee schippen sollen, schütteln alle den Kopf, schränken aber sogleich ein mit der Bemerkung, der Mann hätte ja im Prinzip recht, nur ein bisserl anders formulieren hätt‘ er‘s sollen. Schon ist man wieder einer Meinung und freut sich, selbst im wohlig warmen Nest zu sitzen. Dass die Argumentation dieses unseres Volksvertreters völlig abstrus und sogar falsch sein könnte, fällt im allgemeinen Getöse der unterschwelligen Zustimmung überhaupt nicht mehr auf. Meldet sich ein indignierter Kirchenfürst und behauptet, die Verkommenheit der Sitten seit der, ach so verwerflichen, „sexuellen Revolution“ hätte seinen wackeren Mannen völlig die Sinne verdreht und wäre deshalb schuld an der Vorliebe für kleine Kinder, schimpft der angeblich so aufgeklärte Zeitgenosse, aber halb Deutschland sitzt halt doch auf dem Sofa und denkt sich, der Mann könnte doch auf der richtigen Fährte sein. Man muss da gar nicht vom Locken der niedrigsten Instinkte reden - ein bisserl genetisch vorgegebene Biederkeit unserer Landsleute reicht da völlig aus.

Wurde man früher der groben und ehrverletzenden Polemik geziehen, wenn man politische Aussagen in die Nähe geistigen Amoks rückte, darf man sich heute beruhigt zurücklehnen und warten, dass einem die Mächtigen des Staates und der Kirchen die Steilvorlagen frei Haus liefern. Es geht dann nur noch darum, diese unter Appell an die primitivsten Impulse, perfidem politischem Kalkül, Vertuschen des allzu Öffentlichen oder trübem Fischen nach Wählerstimmen einzuordnen.

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tomas nittner

tomas nittner ist bildender Künstler, Grafiker und Autor. Seine Ausbildung genoss er an der Accadèmia di Brera in Mailand und an der Hochschule für Gestaltung, Abteilung Visuelle Kommunikation, in Ulm. Er war Mitarbeiter bei Otl Aicher für die Gestaltung der Olympischen Spiele in München 1972. Er hat ein Drittel seines arbeitenden Lebens im Ausland verbracht: Italien, Schweiz, Frankreich, Mexiko, USA. Als Grafiker hat er für namhafte Firmen im Bereich Corporate Design gearbeitet. In der bildenden Kunst stellte er in Deutschland, Italien, Frankreich, Griechenland und den USA aus. Als Autor war er an verschiedenen Satirebänden beteiligt und verfasst laufend satirische Texte, aber auch Werbetexte sind ihm nicht ganz fremd.
tomas nittner ist böhmisch-österreichischer Herkunft, in der Zwischenzeit eingemeindet.



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